Ziel und Inhalt

In diesem Kurs beschäftigen sich die Kinder auf vielfältigen Ebenen mit dem Thema „Zeit“:

  • Als Einführung ins Thema z.B. bringen sie Gegenstände mit, die für sie mit Zeit zu tun haben und erklären den Grund.
  • Sie beschäftigen sich mit Zeitspannen, schätzen wie lange sie für eine bestimmte Tätigkeit benötigen und überprüfen ihre Einschätzung.
  • Sie messen die Zeit mit ungenormten Messinstrumenten, wie Holzklötzchen oder Steckwürfeln und entwickeln eigene Regeln für ihre Zeitmessungen.
  • Sie bauen eigene Zeitmessgeräte und forschen mit ihnen.
  • Sie erkennen, dass die „Zeitmessungen“, wie wir sie kennen, von Menschen erfunden worden sind.

Im Laufe des Kurses lernen sie spezifische Grundbegriffe kennen, die mit dem Thema Zeit zu tun haben, z.B. gleichmäßig, gleichzeitig, Zeitspanne, Zeitdauer, Zeitmesser, Tempo, u.a.

Während des gesamten Kursverlaufes dokumentieren die Kinder den Lernweg ihres Lernteams in einem „Forschungtagebuch“. Das Benennen und Reflektieren erhöht ihre sprachliche Kompetenz.

Sie lernen Aufgaben sinnentnehmend zu lesen und eigenständig umzusetzen.

Für wen geeignet?

Geeignet für Klassenstufe/n: 1 – 3/4 und JÜL 1-3

Zeitlicher Umfang

Etwa 16-20 Termine mit je einer Schuldoppelstunde. Mit 1.-2. Klassen muss evtl. mehr Zeit eingeplant werden.

Gruppengröße

Wir haben mit einer Gruppen von 12-14 Kindern gearbeitet. Die Gruppengröße hängt vom Alter der Kinder und den Vorerfahrungen im Umgang mit dem Computer ab.

Pädagogisches Betreuung

Ideal ist eine Arbeit im Zweier-Team, da die Kinder sonst viel Geduld aufbringen und lange auf Unterstützung bei Fragen und Problemen warten müssen. Die Durchführung ist aber auch mit nur einer Lehrkraft durchaus möglich.

Erfahrungen

Am Anfang befassen sich die Kinder mit ihren eigenen Erfahrungen und ihrem Vorwissen zum Thema Zeit. Sie bringen Gegenstände mit, die für sie mit Zeit zu tun haben und stellen sie den andern Kindern zunächst real dann online vor. Sie versuchen anhand von Portraitfotos das Alter einer Person zu schätzen und stellen z.B. überrascht fest, dass die Größe gar nichts mit dem Alter zu tun hat.

Im zweiten Teil geht es um Zeit schätzen und fühlen. Jedes Kind überlegt z.B., welche Tätigkeit länger dauert und stimmt darüber ab. Anschließend findet ein Gruppengespräch über die Abstimmungen statt. Im Lernteam überprüfen sie anschließend ihr Vermutungen. Unserer Erfahrung nach wählen die Kinder folgende zwei Durchführungsmöglichkeiten bei der Überprüfung ihrer Vermutung, z.B. bei „Was glaubst du, was länger dauert: 15 Kniebeugen machen oder 10-mal auf einem Bein um einen Stuhl hüpfen?„:

1. Ein Kind hat die Aufgabe 15 Kniebeugen zu machen und ein zweites Kind zählt, wie lange es dauert. Dann hüpft ein Kind 10-mal um einen Stuhl und wieder wird gezählt, wie lange es dauert. Dann werden beide Zählergebnisse miteinander verglichen und die Kinder haben ihr Ergebnis.
2. Ein Kind macht 15 Kniebeugen, ein zweites hüpft 10-mal um einen Stuhl und ein drittes Kind sagt „Auf die Plätze, fertig, los“. Die beiden fangen gleichzeitig an und das dritten Kind schaut, wer zuerst fertig ist.

Im dritten Teil arbeiten sie mit ungenormten Zeitmessern. Bei einem Versuch entwickeln die Kinder eigene Zeiteinheiten mit z.B. kleinen Holzwürfeln und messen damit, wie lange etwas dauert. Eine Einführung in die Aufgabe in der Gruppendiskussion ist hilfreich, da es einigen Kindern zunächst sehr schwer fällt, sich vorzustellen, wie sie mit Hilfe dieser kleinen Dinge herausfinden können, wie lange etwas dauert. Die Kinder überlegen und experimentieren in ihren Lernteams, wie sie mit den Gegenständen Zeit messen können. Wichtig ist, dass die Kinder in dieser Phase ausreichend Zeit zum Experimentieren haben. Am Schluss der Experimente werden in der Gruppendiskussion die Ergebnisse zusammentragen und diskutiert, was nun wohl wichtig für Zeitmessungen ist.
Die Kinder finden heraus, dass sie durch gleichmäßige Intervalle zwischen zwei Ereignissen eigene Zeiteinheiten festgelegt haben – z.B. durch gleichmäßiges Legen z.B. eines Holzwürfels. Sie diskutieren darüber was wichtig ist um mit eigenen Zeiteinheiten zu arbeiten. Diskutieren Sie gemeinsam mit den Kindern, welche Zeit-Mess-Regeln wichtig und sinnvoll sind.

Am Schluss bauen die Kinder eigene Zeitmesser und experimentieren mit ihnen. Der Einstieg in das Bauen eigener Zeitmesser ist das Forum „Zeitmesser von ganz früher“ in dem die Kinder überlegen, welche Zeitmesser sie kennen. In der anschließenden Gruppendiskussion haben wir dann die Ideen der Kinder zu Zeitmessern zusammengetragen. Unsere Kinder haben sich schnell auf Sand- und Wasseruhren festgelegt. Nur ein Mädchen wollte einen Zeitmesser mit Tönen bauen.
Im ersten Schritt haben sie eigenständig mit dem zur Verfügung gestellten Material überlegt und probiert, wie ihr Zeitmesser funktionieren kann. Wir haben zunächst versucht, die Kinder ihren Zeitmesser aufmalen zu lassen. Das war jedoch für die allermeisten Kinder zu abstrakt und theoretisch, so dass sie sehr schnell Stift und Papier beiseite gelegt haben und direkt mit dem Material ausprobiert haben. Die Kinder brauchen ausreichend Zeit um sich zu überlegen, was für einen Zeitmesser sie bauen möchten und wie sie ihn bauen möchten. Die Phase des Nachdenkens, der Planung und des Erforschens ist sehr wichtig und soll nicht durch Zeitmangel beschnitten und behindert werden. Einige Kinder legen sehr schnell und planvoll los, andere haben zunächst scheinbar chaotisch mit dem vorhandenen Material herumprobiert. Die Kinder arbeiten sehr unterschiedlich und individuell. Es ist nicht einfach für die Kinder einen Zeitmesser zu bauen und viele unausgereifte Ideen werden sich langsam und nur durch ausprobieren zu einem Plan entwickeln. Sehr wichtig ebenfalls die anschließende Phase des Optimierens und Anwendens ihres Zeitmessers.

Besonderheiten

Der Kurs kann chronologisch durchgeführt werden. Wie viel Zeit für die einzelnen Themen und Aufgaben benötigt wird, hängt von der jeweiligen Gruppe ab, davon wie viel und intensiv diskutiert und geforscht wird. Ich habe ihn zweimal mit unterschiedlichen JÜL-Klassen durchgeführt und wir haben uns ein Schulhalbjahr einmal wöchentlich zwei Schulstunden auf ganz unterschiedlichen Ebenen mit der Zeit beschäftigt: forschend, philosophisch, experimentierend, beobachtend, diskutierend…

Die „Zeit-Werkstatt“ erfordert eine Bereitschaft zur Flexibilität, eine offene Planung und eine Offenheit gegenüber unvorhersehbaren Fragen und Forschungsvorhaben der Kinder.
Dieser Kurs ist für JÜL-Klassen konzipiert. Die Kinder finden sich zu Beginn des Kurses in Lernteams zusammen, die den gesamten Kursverlauf zusammen lernen.

In diesem Kurs geht es nicht ums Uhrenlesen, Uhrzeit lernen, Tages- oder Jahreszeiten und ähnlichem.