elearning während der Corona Pandemie

Erfahrungsbericht: Die erste rein digitale Kursdurchführung „Geschichten vom Verschwinden“ mit einer 6. Klasse

Während der Schulschließung im Frühjahr 2020 haben wir sehr spontan entschieden, einen ab dem 30.3. als analoge Workshopwoche geplanten Kurs „Geschichten vom Verschwinden“ digital anzubieten.
Dies ist ein kleiner Bericht über unsere Erfahrungen und die Dinge, die vielleicht auch für andere Klassen und Kurse wichtig sein können.

Sicherstellen, dass alle reinkommen – warmwerden

zwei Füße mit verschiedenen Socken

@pixabay

Bevor es losging, versorgten wir alle Kinder mit ihren Zugangsdaten und forderten sie auf, sich am Wochenende probeweise einzuloggen. Einen wichtigen Aspekt konnten wir bei der spontanen Verlagerung des Kurses ins Digitale nicht berücksichtigen: Es wäre es sinnvoll gewesen, im Vorfeld bereits in Erfahrung zu bringen, welche technischen Voraussetzungen die Kinder Zuhause haben. Die Kinder auch außerhalb des Schulgebäudes auf die Plattform zu bekommen war somit ein intensiver Prozess – auch, da sie es nicht gewohnt waren, sich allein von Zuhause anzumelden. Mittlerweile steht eine Videoanleitung zum Einloggen und Auffinden des Kurses zur Verfügung, die diese Probleme sehr vereinfacht.

Was wir bei der ersten Durchführung nicht ausprobiert haben, ist eine (datenschutzkonforme) Klassen-Videokonferenz, um gemeinsam zu starten. Dies ist aber grundsätzlich auch eine gute Idee, die in späteren Durchführungen umgesetzt wurde.

Tägliche Präsenzzeiten

Wir haben Präsenzzeiten festgelegt. Die Kinder wussten, dass die Lernbegleitung zu dieser Zeit online und erreichbar war, und dass viele aus der Klasse wahrscheinlich auch im Kurs arbeiten. Der Seitenblock „Personen online“ zeigte an, wer sich zur gleichen Zeit im Kurs befand.
Das können wir weiterempfehlen.

Erklären, wie was im Kurs funktioniert

Nachdem wir sehr viele individuelle Mitteilungen an die Schüler*innen geschrieben hatten, haben wir im Anschluss an die Durchführung direkt im Kurs einige Bildschirmvideos erstellt, in denen die Handhabung der verschiedenen Elemente des Kurses (Forum, Datenbank, Glossar, Aufgabe, …) genau gezeigt wird. Dies ist sicherlich zukünftig eine große Erleichterung in der Handhabung des Kurses für die Kinder und für unterstützende Menschen aus ihrem Haushalt.

Schwierigkeiten, die Aufgabenstellung zu erlesen

kleiner weißer Hund auf einer Straße von hinten fotografiert

@pixabay

Es war für einige Kinder unserer Gruppe nicht leicht, sich die Aufgabenstellung zu erlesen. Indem die neuen Erklärvideos auch auf den Inhalt des Kurses eingehen, wird das Verständnis einfacher werden. Trotzdem wird es für die Kinder wichtig bleiben, die Lernbegleitung zu erreichen.
In unserem Kurs haben viele Kinder nach und nach entdeckt, wie sie Fragen an die Lernbegleitung schreiben können. Sie nutzten dazu die Mitteilungen oder ein beliebiges Forum: „Was ist denn eine Hauptfigur? Mein Vater weiß es auch nicht!“
Die Idee, ein Forum zentral für alle Fragen der Kinder einzurichten, haben wir bei späteren Durchführungen umgesetzt. So können auch andere Kinder auf die Fragestellungen eingehen und nicht nur die Lernbegleitung.

Feedback der Lernbegleitung als Anreiz

Der Kurs startet niedrigschwellig mit dem Sammeln von Ideen zum Thema Verschwinden anhand verschiedener Bilder. Das zeitnahe Feedback der Lernbegleitung sorgte dafür, dass die Kinder intensiver über ihre Ideen nachdachten und sie teilweise weiter ausformulierten. Auch später war unser Feedback für die Kinder sehr wichtig, um an den Geschichten dran zu bleiben und sie weiter zu überarbeiten. Inzwischen gibt es zum Einstieg zwei Erklärvideos, die den Anfangsprozess sicher noch mehr vereinfachen. Trotzdem halten wir das Feedback der Lernbegleitung für elementar.

 Täglicher Begrüßungstext

Als Lernbegleitung war uns oft nicht klar, ob die Kinder wissen, wie sie im Kurs weitermachen können. Wir haben deshalb zentral für jeden Tag einen neuen Text zur Verfügung gestellt, in dem dies beschrieben wurde. Das kann z.B. in den Ankündigungen geschehen.

Sehen, wer was im Kurs gemacht hat

Moodle bietet viele Möglichkeiten für die Lernbegleitung, zu sehen, wer was im Kurs gemacht hat. Die Mitarbeiter*innen von LIFE e.V. können in die Nutzung der Statistik-Tools einführen.

Was haben wir erreicht?

Hosentasche aus der ein Zettel herausschaut

@pixabay

Von 21 Kindern haben sich 18 eingeloggt und 17 aktiv am Kurs teilgenommen.

Ca. 14 Kinder waren eine Woche lang täglich präsent und das, obwohl am 2. Arbeitstag eine Serverumstellung stattfand, der Kurs stundenlang nicht erreicht und die Präsenzzeit nicht eingehalten werden konnte. Ein kleiner Teil arbeitet auch in den Ferien weiter. Zwei fangen jetzt erst an, ihre Geschichte zu schreiben.
Manche Kinder verfügen nicht über einen Computer und haben über ein Handy am Kurs teilgenommen. Es ist natürlich viel schwieriger, sich auf einem solch winzigen Monitor zurecht zu finden. Trotzdem haben auch Kinder mit Handys viele Beiträge erstellt.

Nach einer sehr intensiven Phase des Ideensammelns wurden Geschichten geplant und geschrieben. 13 Geschichten wurden länger ausformuliert. Etwa die Hälfte der Autor*innen hat sich auf eine tiefere Auseinandersetzung mit dem schriftlichen Feedback der Lernbegleitung eingelassen. Einige sahen täglich nach, ob es ergänzende Anmerkungen zu ihrer Geschichte gibt, bearbeiten sie weiter und meldeten sich per Mitteilung, wenn sie damit fertig waren.
Eine Schülerin schrieb eine wunderbare Geschichte mit fünf Kapiteln. Ihr wurde für diesen Umfang ein eigenes Onlinebuch zur Verfügung gestellt.
Neben dem Geschichtenschreiben arbeiteten die Kinder an Wortsammlungen, lernten über die Zeichensetzung der wörtlichen Rede, versuchten spannende Stellen in ihre Geschichte einzubauen.
Wir mussten die Kinder zu den Übungen lenken, aber als sie sie entdeckt hatten, wurden auch sie gern genutzt.

Feedback der Schüler*innen

Zwei der ersten Feedbacks beschrieben den Kurs so:
„Mir war besonders gut das wir eine eigene gechischte gemacht haben. und weil ich mich wie ein Autor gefülen habe.“
„Es wahr gut das wir alle Kontakt hatten und mal übers Internet gearbeitet haben und dass, wir uns gegenseitig geholfen haben. Es gab nichts was nicht gut wahr alles hat Spaß gemacht.“

Wir hoffen, unser Erfahrungsbericht macht euch Mut, einen der Online-Kurse mit eurer Klasse auszuprobieren. Es ist eine ganz neue Erfahrung und sie lohnt sich auf jeden Fall.

Mika Clemens, LIFE e.V.

Susi Rentzsch, Hans-Fallada-Schule

Annette Jahn, Hans-Fallada-Schule