Kooperationen zwischen Schulen und außerschulischen Trägern sind unverzichtbare Bestandteile unserer Bildungslandschaft geworden. eXplorarium konnte so zu einem wichtigen Baustein für die Schule von morgen werden. Was zeichnet dieses Projekt aus? Warum sollte es in Zukunft fortgesetzt werden? Wie sehen es die beteiligten Schulen? – Wir haben einige interessante Aussagen aus der letzten Fachtagungsdiskussion zusammengestellt.

 

Barbara Riemer, Hans-Fallada-Schule:

B. Riemer / Foto: J. Affolter„Bereits die Kleinsten wachsen im jahrgangsübergreifenden Lernen selbstverständlich in den Klassenverband hinein und lernen von den Älteren problemlos den Umgang mit dem Computer, so dass der Unterricht von Anfang an viel weniger lehrerzentriert verläuft. Die Lernplattform bietet Sprechanlässe, die die Kinder gerne aufgreifen, sie fühlen sich ernst genommen, lernen sich darstellen und erwerben darüber Selbstvertrauen.“

 

 

Margit Bombach, stellvertretende Schulleiterin, Albert-Schweitzer-Schule:

M. Bombach / Foto: J. Affolter„Ein großer Vorteil des eXplorariums ist, dass sie bestimmte Aufgaben tiefer und anders bearbeiten können, indem sie Möglichkeiten der Differenzierung haben. Die Schüler/ innen entscheiden, wo sie weiter machen und was sie arbeiten, so dass sie nicht an den Gesamtfortschritt der Klasse gebunden sind, sondern sich in ihrem eigenen Lerntempo entwickeln. Die Lehrkraft geht wirklich heraus aus der Position zu bestimmen, was gelernt wird. Stattdessen gibt sie Feedback und Tipps, wodurch zusätzlich die Selbstkompetenz der Schüler/innen enorm wächst. Ich glaube, es ist die richtige Idee, in den Grundschulen anzufangen, aber wir müssen das in den weiterführenden Schulen fortsetzen. In der Grundschule ist das eXplorarium ganz breit verwurzelt, da gibt es Kurse in Massen, in der Sekundarschule ist noch Nachholbedarf, da würden wir uns noch sehr viel wünschen.“

Katrin Grunow, Modersohn-Schule:

K. Grunow / Foto: J. Affolter„Warum Moodle, warum eXplorarium? Ein wichtiger Punkt beim Einsatz von Computern ist die große Angst der Eltern. Sie trauen sich da nicht richtig ran und fragen sich: Was machen meine Kinder am Computer und insbesondere im Internet? Und diese Moodle-Plattform mit eXplorarium nimmt den Eltern die Angst, was ihre Kinder am Computer machen. Sie lernen, sie zu begleiten und können sehen, was die Kinder machen. Dafür sind die Kurse richtig gut. Gleichzeitig binden die Kurse die Kinder an das, was sie toll finden, Computer, Laptops und andere digitale Medien. Das interessiert die Kinder und damit erreichen Sie auch eine größere Motivation im Unterricht.“

 

Andreas Dau, Albert-Schweitzer-Schule:

A. Dau / Foto: J. Affolter„Häufig ist der Computereinsatz im Unterricht nicht mehr als ein hilfloser Versuch, einen Anachronismus aufzubrechen. Unseren Schüler/innen ist bewusst, dass vieles in der Schule völlig an ihrer Lebensrealität vorbei geht. Wir wollen sie z.B. dazu bringen, in erster Linie Bücher als Informationsquelle zu nutzen und in die Bibliothek zu gehen, obwohl sie in Wirklichkeit zu Hause schneller über das Internet die Informationen bekommen können. Aber das, was hier im eXplorarium passiert, ist ja wesentlich mehr, das ist handlungsorientierter Unterricht. Es geht bei mir gar nicht darum, nur mit dem Computer zu arbeiten, sondern die Schüler/innen haben dabei im Sinne eines demokratischen Unterrichts die Möglichkeit, den Unterricht mitzugestalten, und in den besten Momenten können sie selbst auch in die Rolle des Lehrenden schlüpfen.

Mir persönlich ist die Plattform vollkommen egal. Ich würde auch ein anderes System einsetzen, aber für mich und viele Kolleg/innen sind einfach die drei Fragen entscheidend: Wer bietet ein Konzept? Wer unterstützt uns im Unterrichtsprozess und wer bietet auch eine gewisse Kontinuität über die Jahre? Und alles drei habe ich hier sehr schätzen gelernt, weil dieses Projekt in diesem Bereich konkurrenzlos ist. Wenn es morgen etwas Besseres geben würde, das das Gleiche bietet, bin ich dabei. Aber im Augenblick sehe ich das nicht.

Kerstin Geisler, Modersohn-Schule:

K. Geisler / Foto: J. Affolter„Vor einem Jahr bin ich, zugespitzt formuliert, von einer technisch unzureichenden an eine gut ausgestattete Schule gekommen mit einem großen Computerraum und vielen Smartboards. Als ich im letzten Winter dann mit eXplorarium gestartet bin, habe ich in der ersten Stunde gedacht, mein Gott, was tust du dir hier an. Dennoch habe ich den Fortbildungskurs mit dem Zertifikat abgeschlossen, was jetzt nicht unbedingt damit zusammen hängt, dass ich besonders intelligent oder versiert wäre mit dem Computer, sondern dass die Fortbildung und der Umgang mit dieser Plattform gut konzipiert ist. Mit einigermaßen technischem Know-how kann man sie schnell im Unterricht einsetzen und auch schon eigene Kurse entwickeln. Viele beschweren sich über die teilweise unzureichenden Fortbildungsmöglichkeiten, aber hier habe ich die Möglichkeit, mir schnell etwas anzueignen und gleich an die Kinder weiter zu geben. Das ist toll und ich bin eigentlich schwer begeistert.“

Eric H. Denton, 1. Gemeinschaftsschule Neukölln:

E. Denton / Foto: J. AffolterIch habe in den USA sehr viel mit verschiedenen und auch sehr teuren Plattformen gearbeitet, aber mit Moodle konnte ich innerhalb von 2 Tagen einen Austauschkurs mit 2 Mittelstufenlehrerinnen in Amerika und ihren 40 Schüler/innen aufbauen, fast ohne Moodle-Vorkenntnisse. Man kann also auf der ganzen Welt über die Plattform kommunizieren und hat sofort die Möglichkeit, darüber ins Gespräch zu kommen. Andererseits habe ich hier im Schulkontext in Berlin viele geradezu computerphobische Reaktionen erlebt und eine realitätsferne Fremdheit, wenn es in der Schule um Medien geht. Deshalb denke ich, wir sollten schon während des Referendariats Lehrkräfte mit dem eXplorarium ausbilden, um die Kommunikation und den Austausch im Unterricht in Gang zu bringen und damit das, was man Medienkompetenz nennt. Denn sofort, wenn ich mit eXplorarium arbeite, findet so ein Austausch statt. Um ein Beispiel zu nennen: In der Albert-Schweitzer-Schule unterrichtete ich im letzten Jahr eine 11. Klasse in Deutsch. Eines Morgens wache ich auf und hatte für eine Aufgabe 87 Meldungen mit einer wirklichen, inhaltlichen Auseinandersetzung über Literatur unter den Schüler/innen, hin und her. In die Diskussion hatte sich sogar der Autor eingeschaltet, dessen Roman wir gelesen hatten und der den Schüler/innen ein Feedback aus seiner Sicht gab. Das passiert nicht jeden Tag, aber es ist schön, wenn so etwas überhaupt einmal passiert.

Annette Wieprecht, 1. Gemeinschaftsschule Neukölln:

A. Wieprecht / Foto: J. Affolter„Ich bin ja seit 1,5 Jahren auch Fachseminarleiterin im Bereich Sport, und mit meinen Lehramtsanwärter/innen habe ich über eXplorarium einen Kurs gemeinsam mit ihnen gestalten können. Jetzt sind sie so begeistert, dass sie es nun auch alle haben wollen und sich fragen, ja, wie kriegen wir das an unsere Schulen? Ich sehe da unheimlich viel Potential bei den jungen Kolleg/innen. Sie sind wirklich daran interessiert und gehen sehr intuitiv damit um. Inzwischen habe ich auch meine anderen Fachseminarleiter/innen im Bereich Sport dazu gebracht, dass fast jedes Fachseminar im Lernraum Berlin einen Moodle-Kurs eingerichtet hat, was ein sehr sehr guter Anfang ist.“

Carsten Paeprer, Schulleiter, Hans-Fallada-Schule:

C. Paeprer / Foto: J. Affolter„Wenn es eine Plattform gäbe, die flexibler wäre und im Grundschulbereich auch einsetzbar und in der Arbeit mit Kindern erprobt, dann würden wir das gerne testen. Aber Moodle ist sowohl mit Schülern an der Grundschule und am Gymnasium wie auch mit älteren Schülern mit Lernbehinderung anwendbar. Sie lernen dadurch, den Computer als Lernmittel kennen und eine andere Art der Kommunikation im Unterricht, als sonst unter Jugendlichen üblich. Natürlich lösen sie sich dann irgendwann von dieser Plattform. Kein Mensch glaubt, dass sie bis 65 mit der Moodle-Plattform arbeiten. Aber es geht darum, eine Basis zu haben, die universell im Unterricht einsetzbar ist.“