Hubert Dyasi

Es ist mir eine große Freude und hohe Ehre heute hier in der Hans-Fallada-Schule gemeinsam mit Ihnen die offizielle Eröffnung der Lernwerkstatt zu feiern. Pädagogischer Grundsatz dieser multimedialen Lernwerkstatt ist es, von den Stärken der Kinder auszugehen, um für die Kinder, die diese Schule besuchen, eine exzellente Bildung zu ermöglichen. Es ist daher ein Ort entstanden, an dem die Ideen der Kinder wahrgenommen, anerkannt, wertgeschätzt und akzeptiert werden. Diese Herangehensweise hat sich in der neueren Forschung weltweit als sehr sinnvoll herausgestellt. So ist mittlerweile belegt, dass „Kinder, die in den Kindergarten kommen, ein überraschend differenziertes Denken über die Welt haben, das auf direkten Erfahrungen mit der Umwelt beruht, z.B. wenn sie Gegenstände betrachten, die herunterfallen oder zusammenstoßen oder Tiere und Pflanzen beobachten. Sie lernen etwas über die Welt, indem sie mit ihrer Familie reden, Hobbies nachgehen, Fernsehen gucken, in einen Park gehen oder draußen spielen und Computer nutzen.“

 

Das zentrale pädagogische Konzept in der Lernwerkstatt ist das Entdeckende Lernen. Entdeckendes Lernen ist der effizienteste Lernansatz, den wir kennen. Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat beispielsweise festgehalten, dass „Studierende nicht alles Notwendige lernen können, was sie als Erwachsene im Leben wissen müssen.“ In der Praxis heißt das, dass Kinder von Beginn an in den Naturwissenschaften lernen müssen, Fragen zu stellen, um verstehen zu können, dass „nachvollziehbare Beweise ganz zentral für jede wissenschaftliche Auseinandersetzung“ sind. Sie lernen, dass sie Fragen stellen und sie durch direkte Erfahrungen beantworten können, indem sie ihnen vertraute Materialien aus ihrer realen Lebenswelt zum Experimentieren verwenden. Gleichzeitig lernen sie, mit Zeichnungen, Diagrammen, Tabellen und Grafiken umzugehen, indem sie ihre Fragestellungen und Ergebnisse auf vielfältige Weise darstellen, mündliche Präsentationen und schriftliche Berichte erstellen und indem sie mit ihren Mitschüler/innen diskutieren und argumentieren. Sie lernen Werkzeuge und Geräte wie Mikroskope, Messinstrumente, Notizbücher, Drucker und Computer einzubeziehen und Experten zu befragen. Zusammenfassend gesagt, lernen dabei die Kinder wissenschaftliches Denken, das auf ihrem eigenen Verständnishorizont aufbaut.

Neben dem Aufbau eines erfolgreichen Verständnisses von Naturwissenschaften, Technologie und Mathematik, das von den Stärken der Kinder ausgeht und die lokale Umgebung nutzt, fördert das Entdeckende Lernen die Entwicklung der Denk- und Kommunikationsfähigkeit aller Kinder. Und das geschieht auf eine Weise, die den Kindern Freude daran vermittelt, sich für ihre Lernaktivitäten zu engagieren. Zahlreiche Langzeitstudien belegen bei „Kindern unterschiedlichster Herkunft und aus allen sozioökonomischen Schichten die Fähigkeit zu logischem Denken. Auch wenn ihnen Kenntnisse und Erfahrungen fehlen mögen, können sie trotzdem scharfsinnige und komplexe Denkprozesse bewältigen. Diese Prozesse können eine Vorstufe von wissenschaftlichem Denken darstellen.“ Wir haben uns heute Morgen von dieser Fähigkeit und der Freude der Kinder überzeugen können, als wir sie bei der Präsentation erster Ergebnisse ihrer Arbeiten beobachtet haben.

Die Lernwerkstatt als integraler Bestandteil der Hans-Fallada-Schule ist ein perfektes Beispiel für das aktive Entdeckende Lernen, das gerade weltweit in Empfehlungen gefordert wird. Aber so ein Projekt entsteht nicht durch Zauberei.

Von besonderer Bedeutung war die Weitsicht von Frau Würger von der Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung und von Herrn Schimmang, dem Bezirksstadtrat für Bildung in Neukölln sowie seiner Nachfolgerin, Frau Dr. Giffey, die sehr schnell und mit großem Verständnis die Idee des Aufbaus der Lernwerkstatt auf unterschiedlichen Ebenen stark unterstützt haben. Ohne ihre Unterstützung gäbe es bis heute keine solche multimediale Lernwerkstatt in diesem Bezirk und wir wären nicht hier.

Dieser politische Wille wurde ergänzt durch die umsichtige Projektleitung von Dr. Ernst von LIFE e.V., einer angesehenen Bildungsorganisation, die die Idee für die multimediale Lernwerkstatt konzipierte und sinnvoll umsetzte. Dabei nutzte LIFE e.V. seinen international anerkannten guten Ruf, um erfolgreich Mittel der Europäischen Union für den Aufbau und den Start der Lernwerkstatt einzuwerben.

Sobald die Architekten ihren Teil der Arbeit erledigt hatten, brauchte es den Mut und das besondere Engagement von Herrn Paeprer, dem Schulleiter der Hans-Fallada-Schule, und seinem Kollegium, um der ganzen Idee Leben einzuhauchen und sie in die vielfältige Bildungspraxis umzusetzen, die wir heute feiern.

Das Ergebnis dieser erfolgreichen Verbindung aus politischem Willen, Wissenschaft und Enthusiasmus für Kinder erleben wir jetzt als inspirierende Bildungsumgebung. Ganz zentral in diesem Konzept sind natürlich die Schulkinder selbst. Dank der klugen Nutzung von eLearning mithilfe einer Internetplattform, die die Lernwerkstatt mit Schulen auf anderen Kontinenten verbindet, sind bereits erste Ergebnisse weltweit verfügbar. Dieser Ort ist bestens gerüstet ein leuchtendes und spannendes Modell einer qualitativ hochwertigen Bildung der Kinder zu werden, einer Bildung, die die Fähigkeit der Kinder zu naturwissenschaftlichem Denken entwickelt, indem sie die direkte Lebenswelt einbezieht, die „Fähigkeit der Kinder, Werkzeuge zu nutzen, von Mikroskopen und Linealen bis hin zu Computern und Reagenzgläsern, und die Fähigkeit Modelle zu bauen und zu erklären, Vorhersagen zu treffen und wissenschaftliche Untersuchungen zu führen“.

Diese Lernwerkstatt ist daher ein leuchtendes Beispiel für gelungene Bildung für diese Stadt, für dieses Land und für die ganze Welt.

(Übersetzung: Petra Metz)