Viele Kurse im eXplorarium haben einen didaktischen Spannungsbogen, der von anfänglichen Fragestellungen zu dokumentierten Ergebnissen führt und dabei die Aktivitäten der Lernenden, ihre Ideen, Fragen, Umwege und Lösungen in den Mittelpunkt stellt. Dies möchten wir an zwei Beispielen ausführlich erläutern.

Kursidee: Ein Phänomen erkunden und etwas erfinden

Ein besonders häufig angebotener Kurs im eXplorarium ist die „Strom-Werkstatt“. Der Ablauf orientiert sich an der Idee des „Webquest“, einem amerikanischen Ansatz, der zum Ziel hat, aktives Lernen mit dem Internet möglich zu machen. Die Strom-Werkstatt hat in der Version für Schulanfänger/-innen folgende Stadien:

  • ƒƒDurch erkundende Experimente machen sich die Kinder mit wichtigen Phänomenen des elektrischen Stroms vertraut.
  • Die Aufgaben finden sie auf der Lernplattform, das Material in der Klasse.
  • ƒƒSie notieren Beobachtungen und Fragen im Online-Lerntagebuch und erhalten dazu ein Feedback. Ihnen wird Grundlagenwissen zum besseren Verständnis und zum Verfolgen eigener Fragen mit Hilfe des Internets angeboten.
  • ƒƒSie werden aufgefordert, ihre Erkenntnisse in die Erfindung eines eigenen „Leuchtobjekts“ umzusetzen, das sie entwerfen und bauen.
  • ƒƒSie präsentieren ihre Erfindung real und digital.
  • ƒƒIhren persönlichen Bezug zum Thema beschreiben sie in eigenen Texten, etwa dazu, wie sie sich Strom vorstellen oder was ihre Erfindung bedeutet.

Die Grundstruktur

  • ƒƒ sich mit einem Phänomen (oder einem Thema, einer Frage) vertraut machen
  • ƒƒes gründlicher kennenlernen
  • ƒƒetwas Eigenes dazu entwickeln oder erfinden
  • ƒƒdas Ergebnis beschreiben, präsentieren und persönlich erläutern

findet sich inzwischen auch in vielen anderen Kursen und macht die Kinder schnell zu selbstbewussten Lernenden.

Kursidee: Forschendes Lernen

In einem afrikanischen Curriculum-Projekt wurde ein wichtiges Prinzip Entdeckenden Lernens auf den Begriff gebracht: Die Aufforderung „Ask the Ant Lion“ regt Kinder dazu an, einem in ihrer Umgebung häufig vorkommenden Insekt „Fragen zu stellen“. Da Ameisenlöwen die menschliche Sprache nicht verstehen, müssen sie so gefragt werden, dass sie mit ihren eigenen Mitteln „antworten“ können. Die Frage „Was fressen Ameisenlöwen?“ stellt man also, indem man ihnen ganz unterschiedliche Nahrungsmittel anbietet, und beobachtet, was sie annehmen und was nicht. - Das begreifen Kinder sofort.

Das Prinzip, eine wissenschaftliche Fragestellung und eine Methode zu ihrer Beantwortung zu entwickeln, ist universell und heute ebenso im Unterricht anwendbar wie zur Zeit seiner Erfindung. In einem darauf aufbauenden Kurskonzept widmen wir uns beispielsweise dem Lebenszyklus der Mehlwürmer:
ƒƒDie Kinder lernen Mehlwürmer kennen und finden auf der Lernplattform Foren, in denen sie z.B. nach ihren Vermutungen gefragt werden, was ein Mehlwurm zum Leben brauche.
ƒƒSie entwickeln Experimente, mit denen sie den Vermutungen nachgehen, und beobachten dabei die Mehlwürmer über längere Zeit. Was sie sehen und sich fragen, wird in einem Wiki gesammelt. Der Lebenszyklus vom Mehlwurm zum Mehlkäfer und wieder zu neuen Mehlwürmern wird nach und nach dokumentiert.
ƒƒWenn interessante neue Fragen aufkommen, werden neue Arbeitsmöglichkeiten angelegt.
ƒƒDie durch die Beobachtungen von Mehlwürmern gewonnenen Erkenntnisse werden mit Hilfe von Internet-Material und realen Exkursionen auf Insekten ausgeweitet.
Das Kursprinzip ist durch alle Klassenstufen hindurch anwendbar, selbstverständlich für die unterschiedlichsten Themen.

Mehr Kursideen: Beteiligung, Zusammenarbeit, Freier Ausdruck

Aktives Lernen mit digitalen Werkzeugen funktioniert im Alltag inzwischen mit großer Vielfalt:

  • ƒƒIn unserem „Zeitungsprojekt“ haben Fünftklässler/-innen veröffentlichungsreife Artikel geschrieben, sich von einer Redakteurin dabei beraten lassen und Fragen für die Kinderpressekonferenz entwickelt.
  • ƒƒFür Klassenfahrten werden Untersuchungsfragen für die Arbeit vor Ort entwickelt und später online dokumentiert. Erwartungen vor der Fahrt und tatsächliche, oft überraschende Erfahrungen werden in Forumsdiskussionen reflektiert.
  • ƒƒIn Geschichtenwerkstätten schreiben Kinder mit Leidenschaft eigene Geschichten und geben sich gegenseitig Feedback. Ihre Sammlung illustrieren sie und machen daraus gedruckte und gebundene Bücher. Manche Geschichten gewinnen Wettbewerbe.
  • ƒƒMit Abstimmungen und Umfragen zu interessanten Themen kommen Kinder und Jugendliche Diagrammen und Kurven auf die Spur.
  • ƒƒKinder und Jugendliche entwickeln in der Lernwerkstatt und anderswo eigene „Forschungsfragen“ und dokumentieren ihren Arbeitsprozess in Blogs und Online-Büchern.

Wichtig ist dabei, die Kinder bzw. Jugendlichen ernst zu nehmen und ihnen Beteiligung und eigenständige Ideen zu ermöglichen, statt ihnen Aufgaben aufzudrängen, die allein die Lehrkraft wichtig findet.